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Unmittelbar nach dem Aufkommen der neuen Erfindung "Zündholz" (ca. 1830) setzte eine Flut von Betriebsgründungen in allen europäischen Ländern ein. Von Schweden bis Spanien begann man zunächst in kleinen Hausbetrieben mit der Fabrikation der neuen Erfindung. Den Familien eröffneten sich neue Verdienstmöglichkeiten. Während die Mutter mit den Kindern die Hölzchen in der Stube verpackten, Papiertüten rollten und falteten, bereitete der Vater in der Küche die Tunkmasse und tunkte dann dort die Hölzchen. Danach ging er dann mit seiner Ware über Land zum Verkauf. Aber auch die Kinder wurden zum Verkauf geschickt (Hans Christian Andersen, "Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen"). Es bildeten sich neue Berufe, wie der Schachtelmacher und der Holzdrahthobler. Andere, wie die Leimhersteller, die Zulieferer für die Chemikalien der Zündmasse, die Drucker für Etiketten, fanden ebenfalls neuen Absatz. So dauerte es nicht lange, bis die aufkommende Industrialisierung endlich diesen Produktionszweig erreichte. Schnell verschwanden die Kleinstbetriebe wieder und grosse Not zog in manche Regionen ein. Die neuen Maschinen produzierten tausendmal so viele Schachteln in einer Stunde, wie die ganze Familie in einem Monat.

Schon um 1840 bildeten sich die ersten Zündholzfabriken, meist in waldreichen Gegenden. Aus kleinen Häusern, die sich schon Fabrik nannten, wie hier auf einer Abbildung aus dem Jahre 1851 die Zündholzfabrik Schnetzer und Schnitzer in Kempten, wurden in nur wenigen Jahren grosse Fabriken.

Folgend eine Abbildung der gleichen Fabrik von 1889, also ca. 40 Jahre später und darunter weitere 10 Jahre später.

Das Wachsen der Fabriken war einerseits notwendig um rentabel zu arbeiten, aber schnell führte eben diese hohe Produktion zu Überkapazitäten, die die Fabrikanten vor Absatzprobleme stellte. Die Zahl der Fabriken erreichte ihren Höhepunkt um die Jahrhundertwende bis zum ersten Weltkrieg. Danach verringerte sich die Zahl kontinuierlich, bis 1991 in Riesa die letzte Zündholzfabrik auf deutschem Boden schloss.